fbpx

Roosevelt Collier: Zwischen Trance und Freudentränen

Roosevelt Collier aus Florida sorgte mit Mix aus Blues, Gospel und Rock für Stimmung beim Zeltival

By Peter Bastian for KULTUR IN KARLSRUHE

 

Hieß es im vergangenen Jahr noch sehn-suchtsvoll „Oh wie schön wär’s Zeltival“, wurde das beliebte Sommerfestival jetzt für einen Abend sogar seinem Namen wieder voll gerecht. Bei angenehmen Temperaturen fand es im Biergarten un-ter Zeltplanen statt. Das passte auch zum sonnigen Süden Floridas, dem Her-kunftsort von Roosevelt Collier, der adiesem Abend mit seinem Quartett im Tollhaus auftrat.

Seine sanfte Natur könnte in keinem größeren Kontrast zu seiner Musik ste-hen: Laut und leidenschaftlich heulen die Töne seiner Pedal Steel Guitar in die beginnende Nacht, während Tommy Shugart an den Keyboards, Harry Ong am elektrischen Bass und Aaron „Bu-cky“ Buckingham am Schlagzeug ihn dabei tatkräftig unterstützen. Genauso aktiv geht das Publikum mit: Zuerst legtsich ein Strahlen auf die Gesichter, spä-ter dann wird an den Rändern auch ge-tanzt.

Das ist ganz im Sinne Colliers, denn groß geworden ist „The Dr.“, wie er auch genannt wird, mit der „Sacred Steel“­ Tradition der House of God Church in Perrine, Florida. Dort erwarb er sein Können von seinem Onkel und seinen Cousins, den Lee Boys, die in der Kirche Gospel und Spirituals mit ihren Steel Guitars begleiteten. Daraus entstanden ist Colliers charakteristischer Mix aus Blues, Gospel und Rock und – wie er selbst sagt – «dirty funk swampy grime». Jetzt besuchte Collier nach Kopenha-gen, Sofia, Montreux und Amsterdam auch Karlsruhe und hinterließ hier einen nachhaltigen Eindruck. So wie er am An-fang versprach, „eine Party zu inszenie-ren“, kam es auch. Die Atmosphäre war wie in einem Club, den Leuten war nach Feiern zumute.

Roosevelt Collier, unter anderem be-kannt aus Bokanté, einem gemeinsamen Projekt mit Snarky Puppy­Mitbegrün-der Michael League, gilt als aufsteigen-der Stern am Steel­Guitar­Himmel. Im stimmungsvollen Tollhaus­Garten schufer unter dem Motto „Let the steel play“ magische, tranceartige Momente, die cool, funky und absolut intensiv waren. Auch der einzige langsame Song des Konzerts („Versprochen“) sollte so inten-siv werden, „dass alle heulen, aber nur Tränen der Freude“.

Colliers Mission ist es, mit seiner Musik die Leute zu berühren und auch zu hei- len. Und so ging auch sein zweites Motto, „It’s a familly Affair, wir brauchen uns gegenseitig“, in Erfüllung. Unberührt ging nämlich nach diesem Konzert si- cherlich keiner der Besucher nach Hau-se.

Internet: www.tollhaus.de